Wie man sein Pferd auch im Winter gut beschäftigen kann

Überfüllte Reithallen und gefrorene Außenplätze, dazu Minusgrade. Das lässt manch hartgesottenen Pferdeliebhaber an seine Grenzen stoßen. Ich möchte euch hier ein paar Alternative zum allgegenwärtigen Hallenkoller bieten und erzähle Euch mal, was ich mit Lotti und Cookie im Winter in unserem Offenstall in Hamburg so treibe.
Pferd WinterDie große Kunst ist natürlich, den inneren Schweinehund zu überwinden und anstelle des Blues, den Rock-n-Roll Modus einzuschalten! Unsere Vierbeiner freuen sich besonders im Winter über jegliche Abwechslung.
Wer will denn schon jeden Tag in der überfüllten Halle Dressur reiten? Da gibt es  Alternativen: Bodenarbeit ist eine tolle Gelegenheit die Kommunikation zu verbessern und dabei gemeinsam Spaß zu haben.

Bodenarbeit mit dem Pferd als Alternative zum Hallenkoller!

Liebe zum PferdBodenarbeit ist natürlich ein weitreichender Begriff. Es gibt hier wirklich tolle Möglichkeiten die Kommunikation zu verbessern, dass Pferd zu gymnastizieren und eine Verbindung zu finden und aufzubauen.

Hier ein paar Beispiele:

Horsemanship zur besseren Kommunikation:

Im Horsemanship geht es mehr um eine Lebenseinstellung als eine Trainingsmethode. Es geht um Respekt, Vertrauen, Kommunikation, Gefühl, Verbindung, Harmonie, Körpersprache, Energie und Leadership. Man lernt durch verschiedene “Spiele” mit Pferden in Kontakt zu treten und zu kommunizieren. Einer der bekanntesten deutschen Vertreter ist bestimmt Bernd Hackl!Ich bin ein großer Fan von Pat Parelli, Alfonso und Arien Aguilar und mein Hero ist Mark Rashid. Sein Bücher habe ich verschlungen und sie haben mein Verständnis für Pferde und das “Große Ganze” grundlegend verändert!

Dualaktivierung zum Muskelaufbau:

Ein Trainingssystem in Intervallen, das Michael Geitner entwickelt hat. Es dient dem Muskelaufbau, aktiviert beide Gehirnhälften und eine Trainingseinheit kann man in nur 15 Minuten absolvieren. Ich mache das super gern mit meinen beiden und finde es erstaunlich, wie schnell die Pferde ihre Aufgabe hier begreifen und mitarbeiten.

Longieren zur Balance:

Damit ist nicht das wilde herumschleudern im Longierzirkel gemeint, sondern die Möglichkeit an der Longe den Muskelaufbau, die Balance und die Selbsthaltung zu fördern und die Biegung und Stellung zu verbessern. Hier kann ich nur die Ideen und Kurse von Babette Teschen empfehlen.
Es gibt natürlich noch viele weitere spannende Sachen wie Zirkuslektionen, Liberty, Langzügelarbeit et cetera. Dafür sollte aber vorher eine gute Vertrauensbasis und Kommunikation geschaffen sein.

Laufenlassen und neue Seiten am Pferd entdecken!

Eine andere schöne Abwechslung ist es, das Pferd mal mit seinem Kumpel in einer Halle frei laufen zu lassen. Das gibt Ihnen die Gelegenheit sich mal ordentlich auszupupsen. Lieber so, als unterm Sattel. 😉
Da Lotti und Cookie im Offenstall stehen, haben sie von Haus aus die Möglichkeit sich immer frei zu bewegen. Besonders Lotti nutzt bei der Kälte jede Gelegenheit um herumzutollen, zu  spielen, zu laufen und veranstaltet dabei die lustigsten Schulsprünge. So schlimm kann Ihre Arthrose also nicht sein! Ich glaube Sie wäre besser ein Lipizzaner geworden. Denke ich. Manchmal.
Es macht wirklich Freude, den Pferden Ihren Freiraum zu geben und dabei ganz neue Seiten an seinem Pferd entdecken. Meine Freundin lässt ihren Wallach regelmäßig mit der Stute einer Freundin in der Halle frei laufen und die beiden haben dabei den Spaß ihres Lebens.

Pferdeleben retten durch Vertrauensübungen!

Im Winter kann man spielerisch und in Ruhe wichtige Erziehungsmaßnahmen üben, die sonst gerne mal hinten anstehen. Lässt sich das Pferd überall anfassen? Steht es brav beim Schmied? Nimmt es die Wurmkur ohne das ganze Zeug aus lauter Protest am Ende über den Menschen zu verteilen? Kann der Tierarzt das Pferd ohne Probleme untersuchen und spritzen? Sowas fällt in der Regel immer erst auf, wenn ein Notfall da ist.
Lotti findet grundsätzlich fremde Menschen doof und riecht den Tierarzt, Hufschmied oder Zahnarzt schon aus Hunderten von Kilometern Entfernung. Ihr eine Wurmkur zu geben war eine Herausforderung! Es hat unendlich vieler Übungen mit der Leckerspritze (leere Wurmkurspritze mit Apfelmus: TIP!) gebraucht, bis sie kein Problem mehr damit hatte. Entspannt beim Hufschmied stehen? Pah… Blut, Schweiß und Tränen sind geflossen, bis ich einen sehr verständnisvollen Huforthopäden mit viel Geduld gefunden habe, bei dem sie zumindest ansatzweise brav und entspannt bei der Hufbearbeitung steht.

Mancher Leser mag jetzt denken, dann vertraut Ihr Zosse Ihr einfach nicht genug! Haha, das stimmt!

Also nutzt die Zeit: Übt Hufe geben, übt mit der Leckerspritze, fragt eine Freundin ob sie mal ein Spritze am Hals simulieren kann. Baut Vertrauen auf, so dass Euer Pferd sich von Euch und fremden Menschen entspannt überall anfassen lässt! Das kann womöglich Pferdeleben retten.

Das Vertrauen im Gelände stärken!

Was haltet Ihr von Spaziergängen? Langweilig? Nicht doch, ich bin mir sicher, dass die Weihnachtspfunde noch nicht vollständig runter sind!
Ich liebe die gemeinsamen Spaziergänge mit meinen Pferden sehr! Besonders Lotti findet es großartig durch die nähere Umgebung zu stapfen und neue Abenteuer zu erleben. Im Sommer wird sie mein Jogging-Partner werden!
Cookie war am Anfang bei Ausritten im Wald immer sehr aufgeregt. Er kommt vom platten Land. Nur zu verständlich, dass ihn der Anblick von Bäumen unheimlich ist: Kein freier Blick und überall verstecken sich potentielle Pferdefresser!
Da hilft nur Ruhe und Gelassenheit und ihn mit Bedacht entdecken lassen was jenseits von Reitwegen so los ist. Bäume anknabbern, den Untergrund testen, an allem riechen und potentielle Pferdefresser erlegen. Er findet es großartig ins Laub zu pinkeln (spritzt nicht so!) Seitdem ich ihm das alles ein paar mal gezeigt hatte, können wir ganz entspannt und angstfrei im Wald unsere Runden drehen.
So… vielleicht hat der eine oder andere von Euch ja ein paar Inspirationen bekommen und geht heute motiviert mit neuen Ideen in den Stall. Falls Ihr noch coole Ideen habt schreibt mir….